TOMRA Sorting Recycling gewinnt Recycling-Materialien aus Altfahrzeugen. Wir bitten Vertriebsleiter Tom Jansen, uns zu erklären, wie die Technik die Recyclingquoten weiter verbessern kann und wie sich die Sortiermaschinen von TOMRA abheben.
F: Gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten beim Altfahrzeug-Recycling?
Tom: TOMRA-Sortiertechnologien werden bereits seit zwei Jahrzehnten für das Altfahrzeug-Recycling eingesetzt. Diese Art von Arbeit begann mit der Rückgewinnung von Metallen aus Restabfallströmen, um Restmetalle auf Deponien zu erfassen, die von konventionellen, nicht auf Sensoren basierenden Geräten (wie Magneten und Wirbelstromscheidern) „übersehen“ worden waren. Das bedeutet, dass der Großteil der Metalle in den entwickelten Märkten zurückgewonnen wird. Auf den weniger entwickelten Märkten ist dies jedoch immer noch ein Bereich, in dem das Recycling ausbaufähig sein könnte.
F: Wie hat die Technologie die Sortierung des Metallschrotts verbessert, und wie hat sich das auf die Materialrückgewinnung ausgewirkt?
Tom: Typische traditionelle Produkte aus Metallschrott wie beispielsweise Zorba (gemischte Nichteisenmetalle) und Zurik (gemischte Metalle nach FINDER-Induktionssortierern) wurden nach Asien verkauft, wo sie manuell sortiert wurden. Seit Mitte bis Ende der späten 2000er Jahre hat sich der Schwerpunkt der Recyclingbetriebe auf die weitere Sortierung dieser Mischfraktionen mithilfe von Sensortechnologien verlagert. Dies schafft Mehrwert, weil so Monofraktionen mit einem höheren Gesamtwert als die Mischung erstellt werden. Es bietet aber auch mehr Möglichkeiten, Metallschrottprodukte direkt an (örtliche) Verarbeitungsbetriebe (z. B. Schmelzanlagen) anstatt an Zwischenhändler zu verkaufen.
Nach einer schwierigen Phase für die Recyclingbetriebe in der ersten Hälfte der 2010er Jahre hat sich dieser Trend in den letzten Jahren wieder verstärkt. Die bestehenden Sortiertechnologien werden verbessert, weil Geschwindigkeit und Auflösung erhöht wurden. Es können mehrere Technologien kombiniert werden, und derzeit werden neue Technologien entwickelt. So können Recyclingbetriebe Sortierschritte hinzufügen und die Reinheit weiter erhöhen. Der eigentliche Antrieb ist, dass die Qualität an erster Stelle steht – Recycling, die gemischte oder kontaminierte Produkte herstellen, werden beim Verkauf vor immer größere Schwierigkeiten gestellt werden.
F: Können Sie uns kurz etwas über das „Herzstück“ einer TOMRA-Maschine erzählen, also wie die Auswahl von Eisen- und Nichteisenmetallen funktioniert?
Tom: Für das Recycling von Altfahrzeugen werden überwiegend vier Sortiertechnologien einzeln oder kombiniert verwendet. Bei TOMRA sind diese in den vier Sortieranlagen enthalten: Ich werde zu jeder Anlage ein paar Worte sagen.
Zunächst einmal gibt es FINDER. Das ist eine Sortiereinheit, die einen elektromagnetischen (EM) oder Induktionssensor verwendet. Dieser Sensor liefert Informationen zu Metallsignalen sowie zu Form, Größe und teilweise auch zur Metallart der neuesten Generationen. Der FINDER wird hauptsächlich zur Rückgewinnung von Metallen aus Restmüll und deren Sortierung in Edelstahl- und Kupferdrahtkonzentrate eingesetzt.
Eine weitere unserer Sortieranlagen ist FINDERPOLY. Sie kombiniert einen EM-Sensor mit Nah-Infrarot (NIR) oder Laser-Objekterkennung (LOD). NIR ermöglicht eine Erkennung von Kunststoffen und anderen Nichtmetallen. Typische Anwendungen sind die Sortierung von Kunststoffen und/oder Holz aus Restmüll, aber auch die Veredelung von Edelstahl- und Drahtkonzentraten mithilfe der LOD-Technologie.
Dann gibt es noch X-TRACT XRT. Sie setzt Röntgendurchleuchtungstechnologie (XRT) ein, um Material nach unterschiedlicher Dichte zu sortieren. Es wird hauptsächlich zur Sortierung von Zorba (Produkt eines Wirbelstroms: Aluminium, Kupfer, Messing, Zink und andere) in Aluminium und gemischte Schwermetalle eingesetzt.
Schließlich gibt es noch COMBISENSE. Dieses System verwendet eine RGB-Farbkamera in Kombination mit einem EM-Sensor. Diese Anlage wird hauptsächlich zum Sortieren von gemischten Nichteisenmetallen nach Farbe eingesetzt. Beim Altfahrzeug-Recycling werden die gemischten Schwermetalle üblicherweise in Kupfer (rot), Messing (gelb), Leiterplatten (grün) und Zink/Alu (grau) sortiert.
F: Welche Sekundärrohstoffe sind am Ende des Selektionszyklus zurückgewonnen worden? Und woraus besteht der Rest des Materials, und wohin geht es?
Tom: Die Antwort darauf hängt von Variablen wie beispielsweise Standort, Marktbedingungen und Vorschriften ab. Für eine typische hochmoderne Sortieranlage in einem entwickelten EU-Land werden Eisen/Stahl, Aluminium, Kupfer, Messing, Zink und andere graue Schwermetalle, Edelstahl, Kupferdrähte und Holz als Materialfraktionen gewonnen.
Restfraktionen können Shredderleichtfraktionen (SLF), Kunststoffe und Gummimaterialien sein. SLF wird am Shredder üblicherweise durch Windsichtung entfernt. Es enthält Staub, Schaum, Fluff, Textilien usw. und wird in der Regel in spezialisierten Anlagen zur Rückgewinnung von Wertstoffen aufbereitet. Kunststoffe und Gummimaterialien können in spezialisierten Anlagen weiter sortiert, aber auch in Verbrennungsanlagen eingesetzt werden.
F: Kann TOMRA-Technologie dazu beitragen, den Fluff eines Fahrzeugs zu verbessern? Und wenn ja, wie?
Tom: Ja, aber es hängt davon ab, wie man ‚Autofluff‘ definiert. Unter ‚Autofluff‘ versteht man in der Regel den SLF, der das am schwierigsten zu sortierende Material ist. Es sind mehrere mechanische Behandlungsschritte notwendig, um die Materialien zu konzentrieren. Dann kann der FINDER zur Rückgewinnung von Metallen, die NIR-Technologie zur Sortierung von Holz und/oder Kunststoffen und eine COMBISENSE-Rutsche zur Sortierung der Feinmetallfraktionen eingesetzt werden.
In vielen Fällen sind die geringe Menge an Wertstoffen und der Aufwand zur Rückgewinnung eine technische und wirtschaftliche Herausforderung. Mit immer weiter steigenden Recyclingzielen und Kosten für Alternativen wird aber auch die Rückgewinnung und Sortierung von Wertstoffen aus Fluff immer wichtiger.